Unbekannte haben die Lüftung eines Hühnerstalls ausgestellt und den Auslauf versperrt. Fast 900 Tiere sind erstickt. Nicht der erste Fall.

Ist im Kreis Wesel ein Tierhasser unterwegs? In Hünxe hat jemand am Sonntag die Lüftung zu einem Hühnerstall ausgestellt. Fast 900 Tiere sind verendet. Vor einem Monat gab es einen ähnlichen Vorfall in Schermbeck – in der Folge sind 130 Tiere gestorben.Schon unseren NRZ-Podcast gehört? In An der Theke treffen wir spannende Menschen vom Niederrhein und probieren mit ihnen ein Bier aus der Region. Hören Sie jetzt die aktuelle Folge:

Am Sonntag Vormittag, 7.30 Uhr, hat der Besitzer des mobilen Hühnerstalls an der Dinslakener/Ecke Alte Dinslakener Straße noch nach dem Rechten gesehen. Nachmittags, 17 Uhr, fiel einem Mitarbeiter, der die Dinslakener Straße entlang fuhr, auf, dass die Scheiben eines Hühnerstalls beschlagen waren. „Ihm war klar, dass da etwas nicht stimmen konnte“, so Andrea Margraf, Sprecherin der Weseler Kreispolizei. Der Mitarbeiter informierte den Besitzer des Betriebs.

Lüftung abgestellt- Fast 900 Hühner in Hünxe erstickt

Gemeinsam stellten sie fest, dass die Lüftung des Stalls ausgestellt war. Die Stromzufuhr war unterbrochen. Zufällig konnte das nicht passieren, so Andrea Margraf, an der Anlage sei auf jeden Fall manipuliert worden. „Das war ganz klar Absicht“, so die Polizeisprecherin. Bösartigerweise haben die unbekannten Tierquäler außerdem die Auslaufklappen für das Federvieh verschlossen, so Andrea Margraf. Die 900 Hühner in dem Stall hatten also kaum eine Chance. Nur rund 30 haben überlebt, 870 sind gestorben.

Landwirt fassungslos: „Das macht keinen Spaß mehr“

Landwirt Hinrich Lenz kann es nicht fassen. Wer macht so etwas – und warum? fragt er sich. Sein Eierautomat werde regelmäßig mutwillig beschädigt, zuletzt am vergangenen Donnerstag, als jemand den Geldscheinleser zerstörte. Aber warum jemand so etwas seinen Tieren antut, kann sich der Drevenacker Landwirt, der Freilandeier produziert, nicht erklären. „Wenn die Leute mich auf dem Kieker haben, dann sollen sie zu mir kommen.“ In der vergangenen Woche war bereits einmal der Futterautomat im Hühnerstall ausgefallen. „Da habe ich mir noch nichts bei gedacht.“

An der elektrischen Energieversorgung für das Hühnermobil in Hünxe haben sich Unbekannte zu schaffen gemacht und den Stecker gezogen.
An der elektrischen Energieversorgung für das Hühnermobil in Hünxe haben sich Unbekannte zu schaffen gemacht und den Stecker gezogen. Foto: Arnulf Stoffel / FUNKE Foto Services

Dass jemand bewusst den Strom abgeschaltet hat, daran gibt es für ihn keinen Zweifel. Am Morgen war er noch am Stall, da was alles in Ordnung, Licht und Lüftung funktionierten. Die Luken öffnen und schließen sich automatisch und lassen die Hühner tagsüber nach draußen. Das Leid der qualvoll verendeten Tiere ist die eine Sache – aber auch der finanzielle Schaden trifft Hinrich Lenz. Auf rund 20.000 Euro schätzt er den Schaden, auch die Eier können nicht mehr verkauft werden. „Das macht keinen Spaß mehr“, schimpft er.

Der Landwirt will nun die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen: Alarmanlagen sollen warnen, wenn der Strom ausfällt, außerdem will er in seinen drei mobilen Hühnerställen weitere Lüfter installieren, die über Batterie betrieben werden und anspringen, wenn der Strom ausfällt. Das sind natürlich weitere Investitionen für den Betrieb.

Polizei prüft Zusammenhang mit Schermbeck

Die Polizei prüft nun, ob ein Zusammenhang zu dem Vorfall in Schermbeck besteht. Dort hatten Unbekannte Mitte Juni die Lüftungsanlage an einem Schweinemastbetrieb auf einem Hof am Wolwerskamp in Altschermbeck verstellt. Durch die Manipulation an den Lüftungsanlagen stieg die Temperatur in den Ställen derart an, dass rund 130 Tiere einen qualvollen Hitzetod starben.

Bisher hat die Polizei noch keine heiße Spur, so Andrea Margraf. Sie hofft aber in beiden Fällen, dass sich noch Personen finden, die etwas gesehen oder mitbekommen haben, dass sich jemand mit der Tat brüstet. Die Kriminalpolizei bittet mögliche Zeugen um Hinweise unter Tel.: 02064 / 622-0.

Weitere ähnliche Fälle deutschlandweit

Dass Tierquäler die Lüftungsanlagen von Ställen sabotieren und so für den massenhaften Tod von Tieren sorgen, ist deutschlandweit in den vergangenen Jahren schon mehrfach vorgekommen. 2018 starben 850 Hühner in Dülmen (Kreis Coesfeld): Diebe hatten das Stromkabel gestohlen, das ihren Mobilstall und somit die Lüftung versorgte. In Geseke (Kreis Soest) hat im April 2019 jemand die Lüftungsanlage eines Schweinestalls manipuliert: 900 Schweine sind erstickt. Zwei Wochen später hat ein Alarmsystem 550 Tiere ebenfalls im Kreis Soest (Erwitte) gerettet, nachdem jemand die Lüftung deaktiviert hatte. In Neu Dargelin (Mecklenburg-Vorpommern) sind im Oktober 2020 insgesamt 23.000 Hühner verendet, nachdem Einbrecher die Lüftung ausgeschaltet hatten.

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