Für einen Erlass oder eine Milderung der Strafe als Soldaten in der Ukraine kämpfen – dieses Angebot sollen russische Gefangene in einer Strafkolonie in St. Petersburg bekommen haben. Etwa ein Dutzend Freiwilliger soll laut Berichten von “Welt” unter Berufung auf eine Angehörige das Gefängnis verlassen haben. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien viele russische Soldaten getötet worden, immer mehr verweigerten den Kampfeinsatz.
Um eine sinkende Popularität von Präsident Wladimir Putin zu vermeiden, rekrutiere die russische Regierung verdeckt in Gefängnissen und verzichte auf eine umfassende Mobilmachung. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine wird vom Kreml nicht als solcher bezeichnet – stattdessen wird von einer “Spezialoperation” gesprochen.
“Jeder der kann, ist bereit, wegzulaufen”
Aktuell gebe es jedoch massive Nachschubprobleme: Hunderte russische Soldaten sollen dem “Welt”-Bericht zufolge den Einsatz verweigern und ihren Dienst beenden wollen. “Ich habe den Eindruck, dass jeder, der kann, bereit ist wegzulaufen”, sagt Alexej Tabalow, Anwalt und Leiter der Rechtsberatung an der Schule für Wehrkunde. Die russische Regierung unternehme große Anstrengungen, um Männer vom Wehrdienst zu überzeugen.
Junge Männer werden demnach in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Plakaten aufgefordert, sich der Armee anzuschließen. Auch mit mobilen Rekrutierungszentren auf Veranstaltungen versuche das Verteidigungsministerium, Männer zu rekrutieren. Im Staatsfernsehen würden “Freiwilligen-Bataillone” beworben, ihnen werden zwischen 2.100 und 5.400 Euro Lohn pro Monat versprochen. Das Ministerium selbst streitet trotz der Offensichtlichkeit jegliche Mobilisierung ab.
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Putin-Vertrauter bei Rekrutensuche gesichtet
Laut einem Bericht des russischen Onlineportals “Mediazona” soll in mehreren Gefängnissen in Zentralrussland auch Jewgenij Prigoschin gesichtet worden sein, wo er offenbar nach potenziellen Rekruten Ausschau hielt. Das berichteten Gefängnisinsassen dem Portal. Demnach habe Prigoschin in den Haftanstalten nach “Räubern und Mördern” gefahndet und soll ihnen viel Geld geboten haben, wenn sie sich freiwillig für den Dienst in der russischen Armee meldeten.
Prigoschin, Spitzname “Putins Koch”, gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten. Er soll unter anderem auch für die Aufstellung der Söldnergruppe Wagner verantwortlich sein.
Wie “Mediazona” berichtet, sollen den Verurteilten 100.000 Rubel (ca. 1.600 Euro) Monatssold geboten worden sein, sowie im Falle ihres Todes eine Entschädigung für ihre Familien in Höhe von fünf Millionen Rubel (ca. 80.000 Euro). Laut Aussage eines Insassen soll Prigoschin den Häftlingen einen offiziellen Anstellungsvertrag von einer staatlichen Stelle angeboten haben.
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Die Wahrscheinlichkeit, im Gefecht in der Ukraine zu fallen, bezifferte er demnach auf 15 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, verwundet zu werden, auf 25 Prozent. Das investigative Nachrichtenportal “Mediazona” wurde unter anderem von Mitgliedern der in Russland verfolgten Rockband “Pussy Riot” gegründet.