Veröffentlicht am 18.05.2022 | Lesedauer: 2 Minuten

„Natürlich beschäftigt mich das heute stark“, sagte der Grünen-Politiker
„Natürlich beschäftigt mich das heute stark“, sagte der Grünen-PolitikerQuelle: pa/Geisler-Fotopress/Sebastian Gabsch/Geisler-Fotopre
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Russlands Krieg in der Ukraine erinnert Jürgen Trittin an die Wehrmacht. Man erlebe eine Rückkehr der imperialen Eroberungskriege, so der Grünen-Politiker. Trittins Vater war SS-Obersturmführer im Zweiten Weltkrieg in Russland. Er hatte ihm von „unglaublichen Verbrechen“ erzählt.

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Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin sieht Parallelen zwischen dem russischen Vorgehen in der Ukraine und den Untaten von SS und Wehrmacht nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Man erlebe derzeit die Rückkehr des imperialen Eroberungskriegs nach Europa, sagte Trittin der Beilage „Christ & Welt“ der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Und der ähnelt in vielen Orten dem Vernichtungskrieg von SS und Wehrmacht gegen die Sowjetunion.“

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Damit kehre nach 80 Jahren etwas zurück, „ausgerechnet zwischen zwei Ländern, die Opfer meiner Vätergeneration geworden sind“, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag weiter. Trittin sprach in dem Interview auch über seinen Vater, der als SS-Obersturmführer im Zweiten Weltkrieg in Russland war. Später habe dieser sich aber von seiner NS-Vergangenheit distanziert.

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„Natürlich beschäftigt mich das heute stark“, sagte der Grünen-Politiker. Sein Vater Klaus Trittin blieb demnach bis Anfang der Fünfzigerjahre in sowjetischer Gefangenschaft. „Mein Vater war nicht einfacher Kriegsgefangener, sondern verurteilter Straftäter, weil er Mitglied der SS war“, sagte Jürgen Trittin. Er habe später mit dem Sohn über seine Taten gesprochen, auch darüber, wie er Menschen getötet habe. „Er hat uns gesagt, dass dort unglaubliche Verbrechen geschehen sind.“

Die Kinder nahm der Vater mit nach Bergen-Belsen

Von seiner Mutter wisse er aber auch, dass sein Vater als Zeuge gegen andere Täter aufgetreten sei, sagte Trittin weiter. „Mein Vater stand zu seiner verbrecherischen Vergangenheit.“ Nach dem Krieg habe er Vater über die Sowjetunion nie ein schlechtes Wort verloren. Er habe auch Russisch gesprochen.

Der Vater habe ihm aufgetragen, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen dürften. Die Kinder habe er mit nach Bergen-Belsen genommen, „wo 45.000 sowjetische Kriegsgefangene wortwörtlich verreckt sind“, sagte Trittin weiter. „Mich hat das Zeit meines Lebens politisch angetrieben“, hob er hervor.

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